Ist ein Inkasso mit gutem Gewissen überhaupt möglich? Diese Frage wird uns von Branchenfremden immer wieder gestellt. Die Antwort darauf ist natürlich „Ja“. Wir gehen sogar einen Schritt weiter, indem wir der Meinung sind, dass professionelles Inkasso, ohne gutes Gewissen, gar nicht möglich ist. Was wir damit meinen und was wir dafür tun, um nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch integer zu sein, verraten wir in diesem Blogartikel.
Jeder ist seines Glückes Schmied
Geschäftsverträge dürfen nur von mündigen Bürgern, die Herr ihrer Sinne sind, abgeschlossen werden. Daraus resultieren, sofern es zu einer Nichtbezahlung der Rechnungen kommt, sogenannte unbestreitbare Forderungen. Inkassobüros werden erst tätig, wenn nachgewiesen ist, dass es sich um unbestreitbare Forderungen handelt.
Somit ist jeder, der ein Geschäft abschliesst, um eine Leistung oder eine Ware zu erhalten, selbst für die Begleichung der Rechnung verantwortlich. Natürlich kann es immer wieder einmal passieren, dass sich Menschen etwas kaufen, obwohl sie eigentlich wissen müssten, dass sie es sich nicht leisten können. Auch eine rasche und massive Verschlechterung der eigenen finanziellen Lage kann niemals ausgeschlossen werden. Dennoch befreit dies nicht von der Pflicht, alles dafür zu tun, um die offenen Rechnungen zu begleichen. Wenn die ausstehende Summe nicht auf einmal beglichen werden kann, aus welchen Gründen auch immer, dann muss mit dem betroffenen Unternehmen eine Vereinbarung getroffen werden, die für beide Parteien gangbar ist. So weit, so gut.
Inkassobüros beantworten lediglich eine Frage
Die Kernaufgabe von Inkassobüros ist das Herausfinden der Antwort auf folgende Frage: „Kann der Schuldner nicht zahlen oder will er nicht zahlen?“. Diese Frage scheint sehr einfach zu sein, dennoch ist sie nicht immer leicht zu beantworten, zumal die Schuldner selbst oftmals vielleicht nicht eingestehen wollen, dass sie finanziell gar nicht in der Lage sind, die offenen Rechnungen zu begleichen. Den wenigsten Schuldnern ist es Recht, auf diese Frage aufmerksam gemacht zu werden. Inkassobüros fordern die säumigen Kunden dazu heraus, sich mit diesem Punkt auseinanderzusetzen. Spätestens vor Gericht müssten sie es sowieso tun, deshalb lieber früher als später. Einsicht ist eben auch eine Möglichkeit, an der derzeit herrschenden Lage etwas zu verändern. Wer nicht einsehen will, dass er nicht bezahlen kann, der wird weiter daran arbeiten, seine finanzielle Situation zu verschlechtern. Zumindest verbessert er sie nicht proaktiv, was durch Zinszahlungen, Mahnspesen, Inkassorechnungen, etc. immer eine Verschlechterung bedeutet.
Das „Wie“ ist entscheidend
Es gibt, wie eben beschrieben, im Kern nur das „Wollen“ oder das „Können“. Insofern ist faires Inkasso auch ehrlich und transparent, was die Konsequenzen des jeweiligen Handelns anbelangt. Jeder Kontakt mit dem säumigen Kunden sollte die verschiedenen Optionen, ohne Bedrohung oder Einschüchterung, darlegen und dem Kunden so ein tragfähiges Fundament für seine Entscheidungen liefern. Die Konsequenzen für seine Entscheidungen muss er selbst tragen, doch er muss sie eben auch einschätzen können.
Wenn er weiter auf Zeit spielt und kein Einsehen zeigt, dann landet der Fall, früher oder später, vor Gericht, was mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. Wenn der säumige Kunde jedoch Einsicht zeigt und Angebote macht, wie die ausstehende Summe zu begleichen ist, dann kann dies als erster Schritt der Verbesserung seiner Lage angesehen werden.
Wer nicht zahlen will, der muss seine Haltung sowieso vor Gericht untermauern.
Inkasso auf Augenhöhe
Die Ausgangssituation bei der Eröffnung eines Inkassofalls ist also sehr klar und eindeutig. Für das beauftragende Unternehmen soll die offene Forderung schnellstmöglich eingetrieben werden. Die Gründe des Schuldners für die Nichtbegleichung ist für das Unternehmen weniger wichtig. Für die professionelle Arbeit eines Inkassobüros sieht es natürlich anders aus. Wenn ein Kunde nicht zahlen will, obwohl er könnte, wird kein Argument dazu führen, die Zahlung dennoch zu leisten. Wenn ein Kunde nicht zahlen kann, dann können Wege gefunden werden, die Begleichung der Rechnung dennoch durchzuführen (in Raten, etc.).
Wichtig ist, dass jeder Mensch individuelle Gründe, Motive und Zielsetzungen hat, die er mit seinen Handlungen verfolgt. Diese zu ergründen, ist Aufgabe des Inkassobüros. Deshalb ist es mehr als ratsam, wertschätzend und auf Augenhöhe zu kommunizieren, um diese Elemente herauszufinden. Wenn eine gewisse Form des Vertrauens und der Offenheit hergestellt ist, können säumige Kunden viel eher dazu bewegt werden, doch eine Lösung für das Zahlungsproblem zu finden. Wird der Schuldner allerdings despektierlich behandelt, dann wird sich oftmals Widerstand einstellen und das Unternehmen wartet noch länger auf die Begleichung der ausstehenden Summe.
Ausblick und Zusammenfassung von Inkassolution
Auch ein Inkassobüro muss seine Mitarbeiter und seine eigenen Rechnungen bezahlen. Es ist ebenso profitorientiert wie andere Unternehmen und verfolgt dabei eine Strategie, die es ermöglicht, den eigenen Cashflow aufrechtzuerhalten. Die Strategien, dies zu bewerkstelligen, unterscheiden sich jedoch. Während manche Inkassobüros eine Massenabwicklung möglichst vieler Schuldner bevorzugen, wählen andere wiederum einen aufwändigeren Weg, indem Kunden kontaktiert werden und mit ihnen in den Dialog getreten wird. Viele Wege führen nach Rom.
Für Inkassolution ist es tatsächlich wichtig, allen Parteien gegenüber fair zu sein. Die beauftragenden Unternehmen sollen möglichst rasch von der Expertise unseres Inkassobüros profitieren, indem eine Vielzahl an Rechnungen schnell beglichen werden. Gleichzeitig soll der Schuldner fair behandelt werden, indem ihm die Situation offen und transparent geschildert wird und gemeinsame Wege der Problemlösung erkundet werden. Dieses Vorgehen sorgt dafür, dass die beauftragenden Unternehmen weniger Kunden verlieren und die Schuldner versuchen, nie mehr in eine solche Lage zu kommen.